Dia de Muertos Umzug in Dortmund – wir waren dabei!

Viele kennen die typischen „Calaveras“, die hübsch geschmückten mexikanischen Totenköpfe aus Filmen oder als buntes Mode-Accessoire.  Am Samstag, 7. November 2020, zog bei Einbruch der Dämmerung ein Umzug zum „Dia de Muertos“ vom Atelier der Künstlerin Virginia Novarin zum Westpark – natürlich coronasicher. Das Forum Dunkelbunt e.V.  war erstmals Mitveranstalter.

Plakat zum Dia de Muertos 2020 in Dortmund

Man konnte einiges erfahren über den Dia de Muertos. Die mexikanische Live-Musik (Musik: Josue Partida / Marisa Alvarez) muss wegen der aktuellen Corona-Lage leider ausfallen. Ab 18 Uhr ging dann der Umzug los Richtung Westpark. Die dort vorhandenen alten Gräber wurden mit Papierblumen geschmückt, so wie es auch in Mexiko üblich ist.
Lesetipp: Dia de Muertos / National Geographic

Forum Dunkelbunt e.V. beim Dia de Muertos: Romina Blaser, Birgit Lindstedt, Beate Schwedler (v.l.)

Virginia Novarin hatte mit einer Kindergruppe aus Schönau ein riesiges Skelett gebaut, das den Zug anführte. Das Motto: „Calaveras sind wir!“ was bedeutet, „Schädel sind wir“. Calaveras, bunt bemalte Pappmaché Schädel, sind ein unverzichtbares Element einer mexikanischen Dia de Muertos Feier.

Verkleidungen

Diese Idee ist die Umsetzung des Dia de Muertos unter Corona-Bedingungen. Bereits 2015 fing das Duo Virginia Novarin und Josue Partida an, den Dia de Muertos in Dortmund zu begehen, bisher immer in einem Raum in der Speicherstraße.

Ruhrnachrichten, 09. November 2020

Rede von Beate Schwedler (Forum Dunkelbunt e.V:)

Das Forum Dunkelbunt e.V. war diesmal Mitveranstalter vom Dia de Muertos 2020 in Dortmund. Vorsitzende Beate Schwedler hielt an der „Endstation“ im Westpark eine kurze Rede. Sie freute sich, dass der Verein Forum Dunkelbunt e.V., der sich in Dortmund für einen lebendigen und lebensnahen Umgang mit den Themen Tod, Trauer und Sterben einsetzt, in den Initiatoren des Dortmunder Dia de Muertos engagierte Mitstreiter für denselben Inhalt gefunden hat.

Aufbau vor dem Atelier Virginia Novarin.

Der Tag der Toten, spanisch „Día de Muertos“, ist einer der wichtigsten mexikanischen Feiertage. Dann wird traditionell der Verstorbenen gedacht, aber nicht so still und traurig, wie es bei uns an Allerheiligen (31. Oktober) oder Allerseelen (2. November) geschieht. Vielmehr ist dies ein Fest, das gemeinsam mit den Verstorbenen gefeiert wird – ein Fest mit Musik, Essen, Trinken und Musik. In Mexiko feiert jede Familie ihren eigenen Dia de Muertos – und es gibt ein Essen, das dem/den Verstorbenen besonders gut geschmeckt hat. Üblich sind auch Umzüge durch die Straßen, wobei sich die Menschen schminken wie Totenköpfe, die dann allerdings mit Blümchen verziert und verniedlicht werden. Im Gegensatz zum amerikanischen Halloween, der das Grauenvolle des Todes betont, macht der Dia de Muertos klar, dass wir alle einmal sterben werden und uns dann freuen können, wenn die Lebenden uns noch einmal zurückholen zum Feiern und Zusammensein.

Der Tod gehört zum Leben

In Mexiko wird eine sehr lebendige Nachbarschaft zwischen Tod und Leben bewahrt. Dies wird deutlich in der Zeit rund um die Días de Muertos, wenn in Straßen und Geschäften die Calaveras (Skelette aus Pappmaché, Gips oder Zucker) in allen möglichen Alltagssituationen dargestellt werden.

Nach altmexikanischem Glauben kommen die Toten einmal im Jahr zum Ende der Erntezeit zu Besuch aus dem Jenseits und feiern gemeinsam mit den Lebenden ein fröhliches Wiedersehen mit Musik, Tanz und gutem Essen. In vorspanischer Zeit gewährten die Azteken sogar ihren Feinden einen Ort, an den die Geister zurückkehren konnten.

Auf einem Tzompantli wurden die Schädel als Gefäß für die Geister ordentlich aufgereiht. Durch spanische Missionare, die vergeblich versuchten, das Fest abzuschaffen, wurden die Feiern mit dem Hochfest Allerheiligen und dem Gedächtnis Allerseelen zusammengelegt. Parallelen zwischen der christlichen Vorstellung vom Tod und dem indigenen Glauben ermöglichten diesen Synkretismus. Schon die Azteken sahen den Tod nicht als Ende, sondern als Anfang neuen Lebens; eine Übergangsphase zu einer anderen Daseinsform. In Vermischung mit dem christlichen Glauben entstand ein einzigartiges kulturelles Fest, das die Bräuche des vorspanischen Mexiko teilweise weiterleben lässt.

Mexikanischer Friedhof, mit Flores de Muertos (Studentenblumen) geschmückt. (Bild: Wikipedia)

Das Brauchtum zum Tag der Toten wurde 2003 von der UNESCO zum Meisterwerk des mündlichen und immateriellen Erbes der Menschheit ernannt und 2008 in die Repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit übernommen. Die Feierlichkeiten in ihrer traditionellen Form gelten als bedroht, da sie nach und nach von dem eher kommerziell ausgerichteten Halloween-Brauch aus Nordamerika überformt werden.